Purine sind Bausteine von Nukleinsäuren. Sie sind wichtige Bestandteile des Speichers der Erbinformationen (DNS / RNS) und somit in jeder Zelle vorhanden. Sie werden vom Körper selbst gebildet sowie mit der Nahrung aufgenommen. Später werden sie vom Körper zu Harnsäure abgebaut. Schafft es der Körper nicht, die anfallende Menge an Harnsäure auszuscheiden, bilden sich Harnsäurekristalle und es kann zu einem Gichtanfall kommen.
Der menschliche Körper kann Purin nicht direkt ausscheiden, es muss über einen mehrstufigen Prozess zu Harnsäure abgebaut werden. Die Zwischenprodukte des Prozesses sowie die Harnsäure werden dann über die Nieren ausgeschieden. Scheiden die Nieren dauerhaft weniger Harnsäure als, als im Körper entsteht bzw. mit der Nahrung aufgenommen wird, steigt der Harnsäurespiegel, was zu gesundheitlichen Problemen (z. B. Gicht und Nierensteinen) führen kann.
Harnsäure ist in Wasser gar nicht löslich und in Blut leider nur schlecht löslich. Ab einer Harnsäurekonzentration im Blut von ca. 6,8 Milligramm pro Deziliter (mg / dl) Blut kommt es zur Bildung von Harnsäurekristallen. Man spricht ab diesem Harnsäurewert von Hyperurikämie, also der erhöhten Konzentration (Hyper-) der Harnsäure (-urik-) im Blut (-ämie). Harnsäure kristallisiert in Form von nadelförmigen Kristallen, die sich bevorzugt in den Gelenken, in der Niere, in Knorpeln und Sehnenscheiden und unter der Haut ablagern. In den Gelenken führen die Ablagerungen dann zu Entzündungen und damit zum Gichtanfall.
Man nimmt übrigens an, dass Harnsäure nicht ausschließlich ein schädliches Abfallprodukt ist. Sie könnte auch (ähnlich wie Vitamin C) eine antioxidative Wirkung haben. D. h. sie schützt z. B. vor so genannten freien Radikalen. Dies könnte ein Grund dafür sein, dass der Körper Harnsäure nur sparsam ausscheidet.
Den einen, überall anerkannten Grenzwert für Harnsäure gibt es leider nicht. Je nachdem, wen man fragt, erhält man unterschiedliche Auskünfte. Der Bundesverband deutscher Internisten empfiehlt zum Beispiel für Männer (und Frauen nach der Menopause) einen Grenzwert von 8,2 mg / dl. Andere Quelle nennen in der Regel niedrigere Werte.
Fakt ist, dass es ab einem Harnsäurewert von 6,8 mg / dl zur unbemerkten Bildung von Harnsäurekristallen kommen kann. Daher sollte ein Harnsäurewert von über 7,0 mg / dl nicht ignoriert werden, auch wenn er nicht zwangsläufig zu Gicht führen muss. Liegen weder Beschwerden noch eine genetische Vorbelastung (z. B. der Vater hat Gicht) vor, wird ein Harnsäurewert unter 9 mg / dl oft als nicht medikamentös behandlungsbedürftig angesehen, eine angepasste Ernährung kann ausreichen.
Bei Frauen (vor der Menopause) sollte der Harnsäurewert östrogenbedingt niedriger (zwischen 2,6 und 6,0 liegen) liegen als bei Männern.
Manchmal wird der Harnsäurewert in der in Deutschland weniger gebräuchlichen Einheit 0181 "µmol/l" angegeben. Wenn Sie diesen Wert mit 0,0168 mutiplizieren, erhalten Sie den Harnsäurewert in mg/dl. |
Ist es jedoch schon zu Gichtanfällen gekommen bzw. liegen typische Symptome (Schmerzen in den Großzehengrundgelenken, Gichtknoten) vor, muss konsequent behandelt werden. Ein Harnsäurewert zwischen unter 6 mg / dl ist anzustreben. Gelingt es, diesen Wert zu erreichen und zu erhalten, kann sich auch die in kristalliner Form im Körper vorliegende Harnsäure mit der Zeit wieder auflösen und abbauen.
Sind bereits Gichtknoten vorhanden, ist ein Harnsäurewert von ca. 5 mg / dl anzustreben. Die Gichtknoten (und ggf. auch vorhandene Nierensteine) können sich jetzt wieder auflösen, allerdings kann dies Jahre dauern.
Unterschreitet der Harnsäurewert die Zielwerte sollte der Arzt prüfen, ob nicht auch eine geringere Dosis des verordneten Medikaments ausreicht.
„Die Grafik oben legt die Annahme nahe, dass es, wenn die ersten Gichtanfälle erst einmal da sind, nicht mehr ohne Medikamente geht. Stimmt das?“
Der Harnsäurewert lässt sich auch ohne Medikamente beeinflussen. Hier sind am wichtigsten:
Allerdings reichen diese Verfahren oft nicht, um den Harnsäurewert langfristig unter Kontrolle zu halten. Daher sollte das vom Arzt verordnete Medikament nicht einfach abgesetzt werden. Gehen Sie lieber wie folgt vor:
Wie schon beschrieben, führen erhöhte Harnsäurewerte nicht zwangsläufig zu Gelenkentzündungen oder Nierensteinen. Allerdings nimmt die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung mit steigendem Harnsäurewert deutlich zu:
Die zur Therapie des zu hohen Harnsäurewerts eingesetzten Medikamente fördern entweder die Harnsäureausscheidung über die Niere (Urikosurika) oder sie reduzieren die Bildung von Harnsäure (Urikostatika).
Urikostatika (wie Allopurinol oder Febuxostat) greifen in den mehrstufigen Abbauprozess von Purinen zu Harnsäure ein. Sie hemmen hier den letzten Abbauschritt vom Zwischenprodukt Xanthin zu Harnsäure. Dadurch entsteht also mehr Xanthin und weniger Harnsäure. Der Körper scheidet das Xanthin dann problemlos über die Nieren aus.